Werden Musikwerke oder spezielle Übungen (kurze Melodien und Rhythmen) mit Hilfe spezieller, von Brainin entwickelter Zeichen oft erarbeitet und wiederholt, stellen sich bei den Schülern nach einiger Zeit Reflexe ein, mit deren Hilfe die eigentlichen musikalischen Phänomene (Tonalität, Metrik, Rhythmus, Phrasierung, Klangfarbe, Satz-Technik, etc.) wahrgenommen werden können.

     Auch unbekannte Musik kann nach einiger Zeit so gehört werden, daß die musikalischen Phänomene bedeutungsvoll werden. Das heißt: Schüler können rhythmische und tonale Zusammenhänge erkennen und bestimmen.

     Dies ist wichtig, um Musik, die beispielsweise in einem Konzert zum ersten Mal gehört wird, adäquat aufzunehmen, aber auch, um als Interpret den Notentext lesen und selbständig wiedergeben zu können. Die Rede ist dabei von intuitiver Wahrnehmung, denn klingende Musik enthält derartig viele Informationen, dass selbst ein professioneller Hörer oder Musiker nicht alle Elemente gleichzeitig bewusst wahrnehmen kann.